Die Grundlagen der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) reichen 2500 Jahre zurück. Basis ist die sogenannte Humoralmedizin, eine Heilkunst, die unsere Körpersäfte ins Zentrum rückt. Heute besinnen sich immer mehr Naturheilpraktiker auf das Wissen unserer Ahnen.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TC), das indische Ayurveda oder die tibetische Heilkunst kennen viele. Doch dass sich auch in Europa über viele Jahrtausende hinweg eine traditionelle Heilkunde entwickelt hat, ward lange vergessen. Seit einigen Jahren nun erlebt jedoch auch die Traditionelle Europäische Naturheilkunde (TEN) – auch Traditionelle Europäische Medizin (TEM) – eine Renaissance. Sogar der Beruf des Naturheilpraktikers TEN ist seit 2015 in der Schweiz mit eidgenössischem Diplom zertifiziert; und Zusatzversicherungen bezuschussen die Kosten für Behandlungen bei einem Naturheilpraktiker TEN.
Medizin der Körpersäfte
TEN basiert auf der sogenannten Humoralmedizin, der «Vier-Säfte-Lehre». Sie geht bis auf Hippokrates (460–370 v.Chr.) zurück. Auch andere bekannte Namen wie
Galen, Hildegard von Bingen, Sebastian Kneipp und Paracelsus prägten dieses Medizinsystem. «Die Humoralmedizin geht davon aus, dass die Natur und ihre Elemente auch im Menschen wirken», erklärt
Thomas Moser, Naturheilpraktiker TEN, der ein Buch zur Humoralmedizin geschrieben hat. «Der Mensch wird als ein Mikrokosmos im Makrokosmos verstanden und ist somit das Abbild der elementaren Welt
in einem verkleinerten Massstab», so Moser. Somit sehen Humoralmediziner den Menschen als nicht trennbar von seiner Umwelt. Paracelsus sagte daher: «Jedem Lande wächst seine eigene Krankheit,
seine eigene Arznei und sein eigener Arzt.» Warum also in die Ferne schweifen? TEN ist unsere Ursprungsmedizin.
«Die Jahresrhythmen haben grossen Einfluss auf Mensch und Natur.» Thomas Moser, Naturheilpraktiker TEN
Zentral für die Humoralmedizin sind die vier Körpersäfte («Humores»): Blut (Sanguis), Schleim (Phlegma), Gelbe Galle (Cholera) und Schwarze Galle (Melancholera). Die Humores sind von den vier universalen Elementen Wasser, Feuer, Erde und Luft abgeleitet. Jeder Saft hat seine spezifische Qualität: warm oder kalt, feucht oder trocken. Zudem hat jeder Saft einen speziellen Bezug zu einem Organ: das Blut zum Herz, der Schleim zum Hirn, die Gelbe Galle zur Leber und die Schwarze Galle zur Milz.
Die Harmonie im Säftesystem ist Voraussetzung für Gesundheit. Kommt das Mischverhältnis der Körpersäfte ins Ungleichgewicht, Dyskrasie genannt, entsteht Krankheit. Deshalb ist das Ziel der Humoralmedizin, das Gleichgewicht der Säfte (Eukrasie) im Körper eines Patienten wiederherzustellen respektive zu erhalten. Dabei ist die Erkenntnis grundlegend, dass jeder Mensch seine eigene, individuell «richtige» Mischung besitzt, die von seinem Temperament abhängt.
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